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AutorenbildVerena

Windradl: Die Story


„Es wird Zeit, dass I geh‘.“ Ich weiß nicht, ob ihr das auch kennt, aber ich habe ziemlich lange gebraucht, bis ich den Mut gefasst habe, mir selbst zu vertrauen. Manchmal ist es heute noch schwierig. Es gibt viele Ratschläge, es gibt viele Menschen, und beides kann einen oft sehr verwirren und verunsichern. Und – es ist schon komisch, aber irgendwie habe ich den Anderen und den vielen Ratschlägen immer mehr vertraut, als mir selbst.


Vielleicht kennt ihr das auch – es ist so normal, auf die Meinung der Anderen mehr zu vertrauen, als auf die eigene. Für mich war es das zumindest. Keine Ahnung warum. Ich kam gar nicht auf die Idee, meinem Gefühl zu vertrauen und meiner Stimme den Vorzug zu geben. Warum auch? Jung. Unerfahren. Die Anderen müssen es wohl wissen.


Was genau wissen sie denn eigentlich? Wie „das Business“ funktioniert? Wie „das Leben“ funktioniert?

Und was weiß Ich eigentlich?


Genug. Ich weiß genug. Genug, um darauf zu vertrauen. Wir alle wissen eigentlich genug. Alles was du lernen kannst, kannst du bereits, du weißt es nur noch nicht. Und trotzdem ist es so schwer, nur auf sein eigenes Gefühl zu vertrauen. Irgendwie will man ja auch nicht arrogant wirken. Oder überheblich. Was kann die schon wissen? Man ist beschämt. Man macht sich klein.


Warum eigentlich? Ständig liest man irgendwo: „Folge deinem Herzen“ oder „Vertrau auf dich“ oder „Mach dein Ding“. Ja. Irgendwie kennen wir dieses Thema ja alle – aber was heißt es eigentlich wirklich, sein „Ding“ zu machen? Und muss man dafür wirklich erst alt und erfahren werden, weil’s dann ja legitim ist?


Ich kann euch sagen, was es für mich heißt. Jetzt. Es heißt, dass ich keine Ahnung habe, wo mich dieser Song hinführen wird. Es heißt, dass ich zwar ein starkes Gefühl, eine Vision, aber kein ausgeklügeltes Konzept habe. Ich habe keine Ahnung, ob ich in Zukunft „nur“ Dialektmusik machen werde, oder ob noch was anderes kommen wird. Ich habe auch englische Songs geschrieben. Ich weiß, dass viele in dem Business sagen, man muss sich für eine Richtung entscheiden, darf nicht umschwenken, man sollte vielleicht „internationaler“ denken, man muss genaue Ziele definieren.


Ich habe alles schon gehört.


Man hat mir gesagt, ich solle nach Berlin ziehen. Man hat mir gesagt, ich solle nach London ziehen. Man hat mir gesagt, in Österreich hat man keine Chance. Man hat mir gesagt, ich solle lieber auf Deutsch singen. Man hat mir gesagt, heute könne man nur mehr mit Schlagermusik Erfolg haben. Man hat mir gesagt, ich solle lieber auf Englisch singen, denn mit Dialektmusik ist man zu sehr eingeschränkt. Man hat mir gesagt, ich solle zu einer Casting Show gehen. Man hat mir gesagt, ich brauche einen Manager. Man hat mir gesagt, ich soll keine Cover Songs singen, weil dann bleibt man da hängen und wird es nie schaffen. Man hat mir gesagt, ich soll Cover Songs singen, weil dadurch sammelt man Bühnenerfahrung. Man hat mir gesagt, bevor ich einen einzigen Song veröffentliche, solle ich zuerst mal 100 schreiben. Man hat mir gesagt, ich brauche zuerst mal ein Konzept. Man hat mir gesagt, ich sei viel zu langsam. Man hat mir gesagt, ich sei viel zu schnell.

Wer hat Recht? Jemand, der schon mehr Erfahrung hat wie ich? Jemand, der älter ist als ich? Jemand, der es einfach wissen muss?

Ganz ehrlich? Drauf geschi**en.

Die Musikbranche funktioniert nach gewissen Regeln. Klar. Und ja – darüber gibt es einiges zu wissen, und zu erfahren. Gerne – immer her damit! Rein objektiv betrachtet könnte man vielleicht sagen, es wäre besser, wenn ich mir zuerst mal einen Produzenten suche, 5 Jahre an einem Konzept arbeite und dann mit einem ersten Song rausgehe. Und trotz allem:


Was denke Ich?


Und meine Stimme sagt: Ich will aber jetzt damit rausgehen. Punkt.


Was heißt es also – sein Ding zu machen? Was heißt, auf sich zu vertrauen?

Es heißt, den Mut zu haben, als naiv abgestempelt zu werden – und es trotzdem zu tun. Es heißt, in den Augen anderer Unrecht zu haben – und es trotzdem zu tun. Es heißt, Zweifel zu haben - und es trotzdem zu tun. Es heißt, verunsichert zu sein – und es trotzdem zu tun. Es heißt, manchmal keine Ahnung zu haben, wo dich der Weg hinführen wird – und trotzdem loszugehen. Es heißt, Dir selbst zuzuhören. Und dieser Stimme Gewicht zu geben. Und dann wird es plötzlich ganz ruhig um dich herum. Dann ist da niemand anderer mehr. Dann ist da nur deine Stimme.


Und das ist mehr als genug.

Es wird Zeit, dass I geh‘. Wünscht mir Glück. 😊



Den Text zum Song gibt's übrigens hier: Windradl: Songtext <3


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1 comentário


Os comentários foram desativados.
Martin Andreas Gramer
Martin Andreas Gramer
09 de nov. de 2020

Liebe Verena, es ist Zeit und du hast völlig recht jetzt rauszugehen und dein Ding zu machen. Ich bin froh dass du es getan hast. Du hast zu deiner schönen Musik auch eine wunderschöne dazu passende Stimme. Und die Texte haben eine Tiefe und geben zu denken. Und genau so soll es sein. Da ist nichts gekünstelt, sondern das bist eben DU. Und das kommt auch rüber. Bitte mach weiter so und laß dich von Niemanden beirren, dann bewahrst du deine Offenheit. Alles Gute auf deinem Weg.


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